Intersektionalität und Feminismus

Zum gleichnamigen Seminar von Günseli Yilmaz.

Feminismus

Der Feminismusbegriff, der im Folgenden als Grundlage der Kritik dient, grenzt sich ab von bürgerlichen Strömungen und bürgerlichen Tendenzen in eigentlich revolutionären Ansätzen des Feminismus wie des Queerfeminismus. Er steht für einen konsequenten Frauenkampf, ein revolutionärer Feminismus, der die bestehende Ordnung als durch die Produktionsbedingungen bestimmt anerkennt und der die Zustände und Missstände der Lebensweise der Menschen im Kapitalismus durch die Untersuchung der materiellen Voraussetzungen und der Arbeitsteilung ableitet. Der materialistische Feminismus erweitert die marxistischen Untersuchungen um die Komponente der Frauenfrage, die eine gesonderte Rolle im Verwertungsprozess des Kapitalismus einnimmt. Aber eben nicht so gesondert als dass ihre Analyse ohne Revolutionsbestrebungen auskommen würde. Anders als beim sogenannten Gleichstellungsfeminismus dient der revolutionäre Feminismus nicht dem Reformismus innerhalb der bestehenden Ordnung. Die geforderte bürgerliche Gleichstellung vor dem Gesetz ist ähnlich wie die Behauptung der Gleichstellung aller Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft ein reiner Symbolakt, der als ideologischer Überbau in der Verfassung festgeschrieben wurde, aber innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise nicht realisiert werden kann. Sie bleibt eine reine Illusion, da sowohl die weibliche Arbeitskraft als auch schwarze und sogenannte migrantische Arbeitskräfte der Kapitalakkumulation durch ihren geringen Lohnaufwand dienlich sind. Tatsächlich hat die herrschende Klasse kein Interesse an vollkommener Gleichstellung, als Versprechen dient sie aber der Beruhigung der Massen, wie jede andere Form des Symbolischen. Die doppelte Knechtung der Frauen und ihre Schlechterstellung in der Lohnarbeit als auch Zuhause, insbesondere die steigende Zahl an Femiziden & die tägliche Gewalt, denen als weiblich gelesene Subjekte ausgesetzt sind, lassen an dem friedlichen, bequemen Versprechen der Gleichstellung zweifeln, welches schon seit über hundert Jahren keine wesentliche Besserung für die Frauen brachte. Deswegen ein Feminismus mit Klassenkomponente und revolutionärem Anspruch.

Subjekt Frau

Der Begriff Frau dient als Kennzeichnung des revolutionären Subjekts des Frauenkampfs, diese Vorgehensweise erleichtert die Formulierung von Kritik und fasst alle als weiblich gelesenen Subjekte dieser Gesellschaft ein. Außerdem ermöglicht der Begriff eine umfassendere Kritik des bürgerlichen Verständnisses von Weiblichkeit und Frausein, da diese Konstitution von Weiblichkeit durch die Verwendung des Begriffs benannt und anschließend kritisiert werden kann.

Intersektionalität

Um den Begriff in seiner Vollständigkeit fassen zu können, bedarf es einem kurzen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Feminismus. Zunächst werden die Anfänge mit Blick auf die historischen Entwicklungen in den USA und in Deutschland erläutert, da zumindest die bürgerlichen Anfänge sehr ähnlich waren. Anschließend bedarf es einem kurzen Umriss über die zweite Welle, aus der auch der Begriff der Intersektionalität entsprungen ist. Diese zweite Welle war revolutionärer als die erste, wurde aber eingenommen von reformistischen und bürgerlichen Tendenzen. Diese Anbiederung an die bürgerliche Gesellschaft von Teilen des Queerfeminismus und die Instrumentalisierung des Feminismus seitens der bürgerlichen Klasse bildet dann auch die Grundlage für das Argument der Notwendigkeit für einen revolutionären Feminismus oder das tatsächliche Wiederbeleben der Intersektionalität.

Die erste Welle der Frauenbewegung entstand zeitgleich mit der bürgerlichen Gesellschaft in den USA also zeitgleich mit den Bestrebungen der Abschaffung der Sklaverei. In Deutschland fast zur selben Zeit um 1850 nach der ersten großen Nationalbewegung im Zuge der Industrialisierung. In den USA nennt man diese als Suffragetten bezeichneten Frauen der neu entstandenen Bourgeoisie, die sich für das Frauenwahlrecht einsetzten und im Zuge dessen die Gleichstellung von Mann und Frau in der bürgerlichen Gesellschaft forderten. Weiße proletarische Frauen im Norden und schwarze Sklavinnen im Süden waren zunächst nicht Teil der Bewegung. Die weißen Proletarierinnen gründeten einen sozialistischen Frauenbund, schwarze Frauen setzten sich für die Abschaffung der Sklaverei ein. Die Suffragetten forderten ebenfalls die Abschaffung der Sklaverei mit eher unemanzipatorischen Begründungen für ihre Solidarität: Sie behaupteten aufgrund ihres Daseins als Frauen und insbesondere als Mütter hätten sie ein besonderes Gefühl für Unrecht. Als sich die Bewegung der Suffragetten auch auf den Süden des Landes ausweitete, wurden die Töne nach Abschaffung der Sklaverei bei den Suffragetten immer leiser, da man fürchtete die Südstaatenfrauen dadurch abzuschrecken. Diese inkonsequente Haltung rächte sich dann auch kurze Zeit später, da sie nun zwar Frauen im ganzen Land auf die Straße gebracht hatten und eine landesweite Bewegung entstanden war, allerdings versuchten insbesondere einige Demokraten den Kampf des Frauenwahlrechts für ihre eigenen Zwecke zu instrumentalisieren. Sie stilisierten den Kampf ums Wahlrecht als eine Race-Frage, indem sie das Bestreben der politischen Teilhabe schwarzer Männer gegen das Wahlrecht weißer Frauen ausspielten. Die Suffragetten verfielen ihrem eigenen Rassismus und argumentierten fortan, dass es besser wäre ihnen, den vernünftigen Frauen der Bourgeoisie, das Wahlrecht zu geben, statt die Sklaverei abzuschaffen oder den Schwarzen im Norden das Wahlrecht zu zusprechen, auch um die Überlegenheit der weißen Race trotz Abschaffung der Sklaverei durch die Inklusion weißer Frauen zu sichern. In Deutschland waren es ebenfalls bürgerliche wohlhabende Frauen, die in ihrer neuen konstruierten Rolle der Hausfrau genügend Zeit und Ressourcen hatten, um sich zu bilden & zu organisieren. Sowohl in den USA als auch in Deutschland gründeten sich in der ausgebeuteten Klasse sozialistische Frauenbünde, die andere Anliegen hatten als die politische Teilhabe, zunächst einmal die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die Kürzung des Arbeitstags, um die Degeneration ihrer Klasse aufzuhalten. Erst einige Jahre später schlossen sie sich den bürgerlichen Kämpfen um das Frauenwahlrecht an, aber eben aus Gründen revolutionärer Perspektiven und weniger aufgrund des Glaubens an die demokratische Teilhabe wie ihre Verbündeten aus der herrschenden Klasse. Die Anliegen der verschiedenen feministischen Strömungen waren schon zu dieser Zeit durch die jeweiligen Lebensweisen der Frauen sehr unterschiedlich. Der bürgerliche Feminismus wollte sich nach dem Erstreiten des Frauenwahlrechts von dem auferlegten Hausfrauenparadigma befreien, während unter der schwarzen und proletarischen Bewegung die Konstruktion des Hausfrauenmodells eher unbekannt war, da auch die Frauen in der Lohnarbeit geknechtet wurden. Die Trennung zwischen Öffentlich und Privat wurde erst später durch die Arbeiterbewegung erstritten, was aber wiederum negative Konsequenzen für die Arbeiterbewegung nach sich zog, da jede Errungenschaft ohne grundlegende Veränderung der Herrschaftsordnung den Geknechteten wieder selber auf die Füße fiel: Durch die Inklusion der Frauen in die Lohnarbeit und die gleichzeitige Reduktion ihrer Arbeit durch die Trennung zwischen Öffentlich und Privat wurden die Löhne beider Personen gedrückt, da der Lohn der Frau als Zusatzlohn in die Familienkasse floss und der Lohn des Mannes sowieso durch die Konkurrenz der weiblichen Arbeitskraft gedrückt wurde. Die Anwendung der bürgerlichen Familie auf die proletarische Klasse hatte zudem die Folge, dass Frauen zusätzlich für die Hausarbeit zuständig wurden, da auf sie nun auch das Ideal der Hausfrau angewendet wurde. Bei den schwarzen Exsklavinnen war die Situation eine andere, auf sie konnte das Ideal der Hausfrau nicht angewendet werden, da sie auch nach der Abschaffung der Sklaverei anders als schwarze Männer nicht in den neu entstandenen Fabriken arbeiten, sondern weiterhin bei weißen Familien als Maids arbeiteten, was ihre Lage nicht wesentlich verbesserte, da sie weiterhin prekär und ständig beschäftigt waren mit der Instandhaltung eines weißen Haushalts.
Der Klassenkampf spitzte sich weiter zu und es kam zu gescheiterten Revolutionen und zum deutschen Faschismus in Europa und zu etlichen Lynchmorden und Zwangssterilisationen in den USA, lediglich in Ländern der geglückten Revolutionen und des darauffolgenden sozialistischen Aufbaus kam es tatsächlich zur Verbesserung der Lage der Frauen, Arbeiter innen und der sogenannten Minderheiten. Nach dem zweiten Weltkrieg entstand in einigen Nationen (auch in Deutschland) revolutionäres Potenzial des Sozialismus. Durch den Einfluss der USA scheiterten diese Bestrebungen in der BRD, aber in und nach dieser Zeit entwickelte sich die revolutionäre zweite Welle der Frauenbewegung, insbesondere in postkolonialen Ländern, in denen die Diskrepanzen der Klasse meist durch die Hautfarbe sichtbar wurden. Beispielsweise in Südamerika, wo weiße besitzende Frauen indigene Frauen einstellten und als Maids ähnlich wie in den USA ausbeuteten. Die Frage nach Race wurde wesentlicher Bestandteil des Frauenkampfs und mit ihr auch die Klassenfrage. Intersektionalität beschreibt demnach die Verschränkung und Verstärkung der Unterdrückungsformen, Gender, Race und Klasse waren die Dreh- und Angelpunkte der Untersuchung von Unterdrückung. Diese Entwicklung aus der von Rassismus und Klassismus geprägten ersten Welle des Feminismus hin zu einem revolutionärem Ansatz lässt sich an den bisher erläuterten Beispielen der schwarzen Frauen in den USA und den proletarischen Frauen gut nachvollziehen.
Nach dem Zerfall des sozialistischen Aufbaus der Sowjetunion und dem Mauerfall entstand die dritte Welle der Frauenbewegung, die sich von den sozialistischen Bestrebungen der zweiten Welle deutlich abgrenzt. Der sogenannte Queerfeminismus entsteht 1989 mit dem Buch Gender Trouble von Judith Butler, die für das Abschaffen der Geschlechter plädiert, um diese von den damit verbunden gesellschaftlichen Zwängen zu befreien. Ihr Fokus lag auf der kulturell-gesellschaftlichen Konzeption von Gender, der sowohl die Frauenbewegung als auch weite Teile der Gesellschaft in Verwirrung über Identität in Bezug auf Geschlecht brachte. Dieser Ansatz ist durchaus revolutionär, aber beschränkt sich auf den kulturell-gesellschaftlichen Bereich von Gesellschaft. Dies resultiert aus dem theoretischen Fundament der queerfeministischen Theorie, das auf der Patriarchatstheorie und der Psychoanalyse mit den Annahmen der heteronormativen Basis von Gesellschaft beruht. Um diese heteronormative Basis der Gesellschaft ändern zu können und ihr etwas von der Allmacht zu nehmen, setzt Butler den Fokus auf subjektive Modifikationen des Verhaltens der Individuen, um die Heteronormativität zunächst aufzuweichen und sie durch die Weigerung der Reproduktion abzuschaffen. Doch auch in diesem Ansatz spielt der Begriff der Intersektionalität eine wichtige Rolle: Sie wurde als Erbe der zweiten Welle löblich übernommen, nur wurde die Klassenfrage durch den Subjektfokus der queerfeministischen Theorie hintenangestellt.  Die Reduktion des Kritikfokus auf den subjektiven Handlungsspielraum kann die tatsächlichen Verhältnisse der kapitalistischen Produktionsweise nicht greifen. Die darin enthaltende Vereinzelung der Subjekte ist ein gängiges Herrschaftsinstrument der herrschenden Klasse ähnlich wie sie bei Fragen der Moral auftaucht und das revolutionäre Potenzial eines Missstands allein durch den Umstand der Vereinzelung zu eliminieren fähig ist, da der notwendige Zusammenschluss gänzlich wegfällt.
Um die Patriarchatstheorie nicht nur erwähnt zu haben, noch einige Worte zu ihr: Die Überzeugung ist, dass die bestehende Ordnung auf der Herrschaft von Männern basiert und Männer diese Herrschaft durch das Heranziehen und Stärken anderer Männer über Jahre aufgebaut haben. Innerhalb der patriarchalen Ordnung werden Frauen durch die männliche Herrschaft unterdrückt. Die Patriarchatstheorie hat unabhängig von der Erscheinungsform der Unterdrückung wenig Aussagekraft über das wie und warum der Herrschaft der Männer hat, sie ist daher mehr eine Diagnose eines Istzustands als eine Analyse oder eine gute Basis für Kritik, da der statische Charakter der Patriarchatstheorie eher lähmend wirkt und die vielen Erscheinungen von Unterdrückung nicht fassen kann. Zudem wird durch die Behauptung der Existenz des Patriarchats die Trennung der Geschlechter soweit reproduziert, dass die Konstruktion von Täter und Opfer jegliche feministische Kampfhaltung verhindert, weil man als Frau dem Patriarchat und den Männern in ihr nur ohnmächtig gegenübersteht.

Schwächen der Intersektionalität

Doch zurück zur Intersektionalität: Wie kann es sein, dass die Intersektionalität heute in ihrer reduzierten Form einen wesentlichen Platz einnimmt bzw. kann man noch von Intersektionalität im Queerfeminismus sprechen?
Das bürgerliche Potenzial des Queerfeminismus wurde schon etwas erläutert, der Subjektfokus, der dem Zeitgeist geschuldete Ausschluss der Klassenfrage und die Annahme der Heteronormativität als Basis der Gesellschaftsordnung. All diese Dinge führten zu bürgerlichen Anwandlungen im Queerfeminismus, wie Identitätspolitik, Forderungen nach Gleichstellung statt Befreiung und Reformismus. Das eigentlich revolutionäre Ziel der Abschaffung von Geschlecht als Kategorie der gesellschaftlichen Unterdrückung wurde abgemildert in eine Form der Forderung nach Anerkennung vieler Geschlechter. Dies resultierte insbesondere aus der Abschwächung des revolutionären Charakters des Feminismus, die ihn öffnete für reformistische Tendenzen dieser Art. Diese aus der Forderung nach Anerkennung sichtbar gewordenen (Geschlechts)Identitäten forderten Gleichstellung mit den anderen bisher existierenden Geschlechtern. In Kombination mit Intersektionalität führte dieser Form des Feminismus zu der omnipräsenten Erscheinung des Betroffenheitsparadigmas. Statt auch hier revolutionäre Umgestaltungen zu fordern und der eigentlichen Bedeutung von Intersektionalität gerecht zu werden, monierte man die Orte der Kritikerinnen als nicht divers genug, sprich als ein Ort mit nicht ausreichenden Identitäten. Nur noch Betroffene können kritisieren und wenn Betroffene kritisieren ist der Wahrheitsgehalt durch ihre subjektive Wahrnehmung immer etwas höher als von einer nicht betroffenen Person, so die Annahme. Dieser Fokus auf das Persönliche, die subjektiven Erfahrungen der sprechenden Person resultieren aus dem Subjektfokus der queerfeministischen Theorie und Praxis, in der die Subjekte selbst fähig sein sollen, sich dem gesellschaftlichen heteronormativen Zwängen zu entziehen, ja es ist sogar die Pflicht des Individuums diesen Schritt der Selbstmodifikation zu gehen, um den ewigen Kreislauf der Binarität der Geschlechter zu durchbrechen. In Kombination mit dem Intersektionalitätsanspruch wird das Ganze noch komplexer: Nicht nur die Reproduktion der Binarität im eigenen Sprach-und Handlungsspielraum soll überdacht und modifiziert werden, sondern auch die anderen Privilegien reflektiert und die Verhaltensweisen dementsprechend angepasst werden. In der Logik der Intersektionalität bedeutet das, dass nichtweiße Personen, nichtreiche Personen etc. eine besondere Form der Unterdrückung erfahren und ihre Erfahrungen eine besondere Rolle in der Kritik einnimmt. Besonders weiße, privilegierte Männer stehen dann im Fokus einer solchen Form feministischer Kritik. Etwas weitergesponnen, kommt es bei dieser Form des politischen Kampfs auch zu Absurditäten feministischer Personen untereinander, wenn Uneinigkeit über einen Sachverhalt besteht in Form eines sogenannten Betroffenheitsbingos, bei dem nicht mehr relevant ist, ob die Person, die sich äußert wirklich das Wissen und die Fähigkeiten besitzt eine Situation politisch einzuordnen und zu kritisieren. Viel beobachtet und viel verachtet ist die damit verbundene Selbstbeschäftigung der sogenannten Linken, die in der Modifikation und Reflexion ihrer eigenen Person den Bezug zum Ausgangspunkt ihres Unmuts aus den Augen verlieren: die bestehende Ordnung, der Kapitalismus, der sowohl in Symbiose mit Rassismus als auch Sexismus aufblüht. Einhergehend mit der Vernachlässigung der eigentlichen Ursache und der ständigen Beschäftigung mit sich selbst, wird das revolutionäre Potenzial eliminiert und ein für die eigentlichen Ziele unfruchtbarer Reformismus und eine Anbiederung an bürgerliche politische Theorie und Praxis entsteht.

Aber auch unter revolutionären Feministinnen, die sich dem Konzept der Intersektionalität verschrieben haben, ergeben sich einige Probleme in der Anwendung dieser Auffassung von Unterdrückungsmechanismen, die in Kombination verstärkend wirken. So scheitert es in der Anwendung der Intersektionalität häufig an der notwendigen Priorisierung des politischen Kampfs. Die Gleichzeitigkeit der Erscheinungen und die Verstärkung durch ihre Verschränkung implizieren die Notwendigkeit eines gleichzeitigen Kampfs in allen drei Bereichen, der unmöglich scheint. Außerdem verwischt die Intersektionalität mit ihrem Anspruch der Gleichzeitigkeit die Verbindungen und Wirkungsmechanismen der Unterdrückungsformen. So hängt Rassismus mit der kapitalistischen Produktionsweise zusammen, ebenfalls wie die Konstruktion von Weiblichkeit, die mit der bürgerlichen Gesellschaft entstanden ist, unter der Frauen weltweit leiden. Die Forderung nach Intersektionalität wirkt mit ihrer falschen Anwendung wie ein leeres Versprechen und ein symbolisches Anerkennen dieser Probleme und resultiert selten in tieferer Erkenntnis der Notwendigkeit des revolutionären Kampfs und noch seltener in einem ausreichenden Verständnis der Zusammenhänge zwischen der kapitalistischen Produktionsweise und ihren Auswirkungen der Unterdrückung und Ausbeutung von Schwarzen, Indigenen, von Frauen und sogenannten Migrantinnen.

Ihnen kommt eine besondere Rolle im Kapitalismus zu, sie werden stärker ausgebeutet und sind anderen Formen von Gewalt, insbesondere sexualisierter Gewalt, ausgesetzt. Die Forderung nach Frauenkampf ist also eine Notwendigkeit in der Abschaffung dieser besonderen Form von Knechtung und Ausbeutung auch nach der Abschaffung des Kapitalismus, im sozialistischen Aufbau. Er kann aber nur dann Früchte tragen, wenn in ihm die Ursache der Knechtung verstanden und bekämpft wird, und das ist nicht weniger als die Gesellschaftsordnung, die durch die kapitalistische Produktionsweise bestimmt ist. Frauen sind durch die besondere Form des Leids, das sie erfahren, das revolutionäre Subjekt unserer Zeit. Sie gilt es einzubeziehen, auszubilden und einzugliedern in den Kampf gegen Ausbeutung und Knechtung.