Die Crux der Philosophie

oder: Philosophie als Betrug

Zum gleichnamigen Seminar von Luis Gruhler.

Der Text ist zuerst erschienen in der Zeitschrift cogito.

Medienarchiv der ZHDK

I. Philosophie ist Verdrängung und Eingedenken der Natur

Aufklärung heißt Bewusstmachung der Naturverfallenheit des Geistes, nicht deren Leugnung. Philosophie leidet an einer “idealistischen Vorentscheidung, als sie nur Begriffe zur Verfügung hat”[1], die sie jederzeit widerlegbar macht. Den Begriff der Natur zu geben und zu entfalten, ist wahlweise entweder ein Nonsens oder eine Aufgabe ohne Ende. Weil Natur nichts Begriffliches ist, sondern das, woraus überhaupt das begriffliche Denken als die Natur übersteigend entsprungen ist, differieren die Naturbegriffe nach subjektiver Notwendigkeit. Und diese subjektive Verbegrifflichung der Natur verleugnet ihre Naturwüchsigkeit wie ihre Naturverfallenheit. Sie ragt stets zu wenig über Natur hinaus und darum ist diese ein Tabu des Denkens schlechthin. Die Forderung des Waschzwangs, das Sein vom Sollen zu trennen[2], folgt daraus. Natur kennt im Trieb durchaus ein Sein, das ein Sollen enthält.  . Nichts soll das vernünftige Tier daran erinnern, dass es Fleisch[3] und Leib ist. Der Sexus schließlich sprengt vollends Begriff und traditionelle Logik und befleckt deren Axiome. Der Sexus kennt Vermischung, statt Identitätssatz; Widerspruch, statt Konsistenz; richtig und falsch zugleich; grundlose Liebe. Am höchsten sublimiert ist dieser Waschzwang der Philosophie in der formalen Logik, welche die Natur fast gänzlich abgetragen hat: “Kraft der Logik entringt sich das Subjekt der Verfallenheit ans Amorphe, Unbeständige, Vieldeutige, indem es der Erfahrung sich selbst, die Identität des sich am Leben erhaltenden Menschen als Form aufprägt und an Aussagen über die Natur nur soviel gelten läßt, wie von der Identität der Formen einzufangen ist.”[4] Philosophie entfernt sich von der Natur durch die vernünftige Allgemeinheit des Begriffs, durch die abstrahierende Arbeit des Verstandes als eine geistige Tätigkeit des  wirklichen Naturwesens, das der Mensch ist. Aber stets weisen die Begriffe als “Abstraktion von Naturbestimmungen[5] auf Natur zurück. “Der ‘Geist’ hat von vornherein den Fluch an sich, mit der Materie ‘behaftet’ zu sein”[6]. So enthält die Philosophie ihrem Begriff nach das Versprechen: Geist und Natur müssen zusammenkommen, Vernunft muss wirklich sein in der Natur oder in ihr verwirklicht werden.

II. “Von Natur aus”

Das Argument, etwas sei so wie es ist von Natur aus, ist vermutlich das berühmteste und verpönteste überhaupt. Gut möglich, dass es in jeder Philosophie in verschleierter Form auftritt. Die Berufung auf Natur ist aber nicht prinzipiell reaktionär. “Der Gegensatz φύσις gegen νόμος heißt Natur gegen Satzung […].”[7] Mit der Berufung auf das Naturrecht kann die widerrechtliche Satzung kritisiert werden: Gesellschaft als νόμος ist als veränderbare denkbar. Die modernen Kontraktualisten zauberten stets ihren Lieblingsstaat aus einem Märchen von Naturzustand, um ihn gegen den widernatürlichen Feudalismus zu wenden. Auch der Darwinismus und seine Version in der liberalistischen Soziologie durch Spencer waren zugleich Aufklärung und Regression. Nebst Spencers liberalistischen Verachtung für den “Taugenichts” und die “Einfältigen, Müßiggängern”, jenen also, den die “Unterdrückung der niederen”[8] Empfindungen und damit die Anpassung ihrer individuellen Natur an die gesellschaftlichen Anforderungen misslungen ist, enthält das Survival of the Fittest, weil es “doch aus der realen Lebensnot, aus den Anforderungen der Selbsterhaltung entfaltet”[9] ist, das Potential einer realen Verbesserung dieser Lebensnot. Survival of the Fittest enthält einen Kern von Restvernunft, nämlich die implizite hoffnung, dass das Vernünftige als das Bessere sich verwirklicht und das Schlechtere verschwindet.  Erst der Nationalsozialismus merzte diesen Widerspruch aus. Natur wurde nicht nur, als Blut-und-Boden-Ideologie des Volks in Hitlers Mein Kampf, Rosenbergs Mythus, Ernst Kriecks und Arnold Gehlens Zucht-Erziehung des “Mängelwesens” Mensch durch die Volksgemeinschaft affirmativ und, negativ, als Bestimmung der Juden als zu vernichtende Gegenrasse bei Arno Schickedanz angerufen. Auch der Kult des Sichopferns bei Franz Böhm und die existentialontologischen Verklärung des Todes bei Heidegger preisen den Tod, der größten Anmaßung der Natur an den lebendigen Menschen. Der Gegensatz kippt so in falsche Einheit zurück. Naturalismus und  Biologismus sind nicht Reflexionsformen der Natur in der Philosophie, sondern der idealistische Mangel der Philosophie selbst ausgedrückt in mythisch-wissenschaftlichen Bildern. Dazu muss die nicht-begriffliche Natur in die “idealistische Vorentscheidung” hineingenommen werden.  Natur lässt sich, einmal plump als etwas Begriffliches behauptet, substituieren durch irgendein Wesen als ein Seiendes sui generis. Philosophie erheischt schon mehr als Philosophie zu sein. Etwas Nicht-Begriffliches wird als Begriff eingesetzt, der dadurch die Qualitäten des Nicht-Begrifflichen für sich beansprucht und umgekehrt die Identität von Begriff und Wirklichkeit kann behauptet werden, als sei Vernunft schon verwirklicht. Hier wird Philosophie zum Betrug. Philosophische Kritik trifft darum immer wieder gerade jene Identität, deren falsche Behauptung sich in der Philosophie als Antinomien, Widersprüche und Zirkelschlüsse äußert. Als diese Identität ist sie eine gigantische petitio principii, denn aus Natur ableiten heißt Natur voraussetzen, heißt also Ableitung einer Voraussetzung aus der Voraussetzung, das Wesen aus dem Wesen, Begründung durch den Grund.[10] Natur ist Voraussetzung schlechthin. Warum die Natur Natur ist, woher sie ihre Natürlichkeit hat, bleibt unabgeleitet. Platon erkannte in der Ideenlehre das Problem logisch als den Zirkel der Selbstprädikation. Aristoteles kritisierte es als das berühmte Argument des dritten Menschen, ein Allgemeines, das zugleich Besonderes ist.  Spinoza versuchte mit seinem “Deus sive Natura” eine Rettung durch das begriffliche Denken: durch die göttliche Substanz werden Natur und Geist, Notwendigkeit und Freiheit als versöhnt behauptet. Noch Gottlob Frege postuliert autoritativ ein “drittes Reich” zwischen Subjekt und Objekt, Nicht-Natur und Natur, den Gedanken als jene Nichtidentität überbrückende Identität.[11] Natur ist die Crux der Philosophie.

III. Der Wert als das Dritte zwischen Menschen und Natur

Natur kann erst gedacht werden, wenn sie bearbeitet ist. Der Begriff der Natur ist geschichtlich, er entspringt erst ihrer Bearbeitung, weil die Bearbeitung erst die Trennung ist, welche die Differenz von Kultur, Zivilisation und Natur ermöglicht und denkbar macht.[12] Kants Kritik der reinen Vernunft ist das vollendete bürgerliche Modell dieser erkenntniskritischen Philosophie der Natur. Allenthalben ist das Transzendentalsubjekt daran, die Natur zu bearbeiten. “Gebt mir Materie, und ich will eine Welt daraus bauen!” hieß es schon früher bei ihm “ohne Vermessenheit”.[13] Erst in der Kritik der Urteilskraft, gönnt Kant dem Subjekt und der Natur ihre Pausen.[14] Geschichte indessen vollzieht sich an der Natur, indem die Menschen an ihr tätig werden und sie zu Monaden, zu Waren verarbeiten. Subsistenzökonomie war noch Naturzustand. Zivilisation ist, wie Engels festhielt, “die Entwicklungsstufe der Gesellschaft, auf der die Teilung der Arbeit, der aus ihr entspringende Austausch zwischen einzelnen und die beides zusammenfassend Warenproduktion zur vollen Entfaltung kommen und die ganze frühere Gesellschaft umwälzen.”[15] Die bearbeitete Natur wird im Zustand der Zivilisation indessen nicht mehr unmittelbar konsumiert, sondern unter den Menschen getauscht. Durch den Tausch ist jede Ware nicht bloß einzelnes bearbeitetes Naturobjekt, sondern verweist allgemein auf alle anderen Waren, durch die sie ausgetauscht werden kann. Im Tausch liegt die philosophische Struktur des Begriffs, verschiedenes Einzelnes als wesentlich und allgemein zusammengehörend zu denken. Erst in diesem Tausch, allgemein vollzogen durch das Geld, in dem Gleich gemacht wird, was nicht gleich ist, wird die Differenz der Natur von der Nicht-Natur, von Geist und Gesellschaft, bewusst. “Geld”, so heißt es in einer Notiz Adornos[16], “ist notwendige Bedingung der Tauschabstraktionsbewußtwerdung, da in ihm die Tauschabstraktion in Erscheinung tritt. Parmenides ist frappiert von der Beschaffenheit des Tauschobjekts, Substanz; Heraklit von der Balance in der fortwährenden Bewegung, die im Tausch statthat, die Einheit des Chaotischen und des Geregelten; Pythagoras von Maßverhältnissen etc.” Parmenides kennt das abstrakte Sein, das mit bloßer kontemplativer Naturerfahrung schwer vereinbar ist. Heraklits Feuer-Theorie erkennt das Werden und Entstehen aus dem Tausch von Ware und Gold. Nach ihm “wird alles gegen das Feuer und das Feuer gegen alles ausgetauscht, so wie Waren gegen Gold und Gold gegen Waren”.[17] Das Gold ist die wirklichgewordene Idee, die Münzen der handhabliche Ideenhimmel.  Mit der als gesellschaftliche Objektivität auftretenden Bearbeitung von Natur, der Erscheinung des Werts als Tauschwert, ist Philosophie möglich geworden: so kann die Naturreligion verlassen und die Natur selbst in Begriffen der Vernunft gefasst werden. Das Zirkulieren der Philosophie von einer petitio zur nächsten ist geistige Wiederholung gesellschaftlicher Synthesis durchs den Wert. Das unlösbare Rätsel Platons vom dritten Menschen im Ideenhimmel ist konstituiert durch das allein praktisch lösbare, weil revolutionierbare Rätsel des Werts. Als Geldware ist er sinnlich konkret, zwingt zugleich alle Waren zur platonischen Teilhabe am Allgemeinen. Das Rätsel der μέθεξις liegt down-to-earth[18].  Der Wert ist der Grund dafür, dass Aristoteles “mit Wahrheit sagen kann, es gebe ein Eines in der Vielheit.”[19] Aristoteles hat schon eine unbewusste Werttheorie in die Metaphysik erhoben.[20] Die Auffassung der Natur als warenförmig ist gesellschaftlicher Grund des Universalienproblems, Vorbedingung moderner Naturwissenschaft. Wenn alles austauschbar ist, sind die Universalien destruiert; weil aber am Wert der Tausch sein Maß hat, liegt im Tausch abstrakte Objektivität. Das Buch der Natur wird lesbar durch die Sprache der Quantität. Sie ist im strengen Kantischen Sinne in die Natur hineingelegt[21]. “Vermittels der historischen Formen ihrer Praxis begreifen die Menschen die objektiv bestehenden Gesetze der Natur.”[22]

IV. Naturzustand bis heute nicht überwunden

Es war daraufhin die Aufgabe der Philosophen, diese durch und durch nicht-natürliche Konstellation, die Trennung von Produktion und Konsumtion; die alleinige Produktion für den Tausch, welche den Reichtum an Waren ab dem 19. Jahrhundert exponentiell steigen ließ ohne dass der Reichtum unmittelbar konsumierbar gewesen wäre; die Ausbeutung von Natur und menschlichen Naturkräften, d.h. von Sklaven, Peonage, Leibeigenschaft und Lohnarbeiter; den darin angelegten Kampf ums Dasein, d.h. der durch Gewalt rechtlich sanktionierte Kampf um die Aneignung eines bestimmten Teils des gesellschaftlichen Reichtums; dies Nicht-Natürliche je nach Stand der geistigen Produktivkräfte als natürlich zu sanktionieren und als natürlich abzuleiten.[23] Und gewiss lagen sie damit nicht nur falsch, weil jener gesellschaftliche Zustand selbst naturwüchsig ohne Bewusstsein und ohne vernünftige Gestaltung der Wirklichkeit entstanden war. In dieser bewusstlos produzierten Objektivität liegt der Wahrheitsgehalt des Ausdrucks der Gesellschaft als “zweite Natur”, weil nur dem Individuum die Gesellschaft erfahrbar wird und erfahrbar nur als ihm völlig entfremdete Zwangsobjektivität.[24] Mit ein und derselben mythischen Notwendigkeit verhungert, wer kein Geld durch Lohnarbeit  kein Brot hat. Solange als das Verhältnis von Gesellschaft zur Natur ein zweckmäßiges blieb, handelte es sich um eine potentiell vernünftige Konstellation. Aber der Wert ist nicht vernünftig, sondern bewusstloses Naturgesetz der Gesellschaft. “Wert und Wahn”[25] gehören zusammen, der radikale Antisemitismus der Moderne ist das wahnhaft fetischisierte Bewusstsein kapitalistisch vergesellschafteter Subjekte.[26] “Solange der Mensch die Gesetze nicht kennt, die sein Dasein beherrschen, ist er ihr Sklave, und sie erscheinen ihm als der Wille eines höheren Wesens.”[27] Der Antisemitismus konkretisiert jenes höhere abstrakte Wesen an den Juden, zugleich wird die “Liquidation durch den hypertrophen Geist” gefürchtet, “durch die geheimnisvollen Mächte des Abstrakten”.[28] Anstatt Vernunft zu verwirklichen, wie Philosophie es aus sich heraus fordert, ist der irrationale ontologische Bruch vom rationalen Zweck-Mittel-Verhältnis der Zivilisation durch den Holocaust durch diesen gesellschaftlichen Wahn möglich gewesen. Während historisch erstmalig die Mittel der Abschaffung des menschlichen Leids an der Natur zur Verfügung stehen, während also der Naturzustand unmittelbar zu überwinden wäre, wird er durch den Massenmord verfestigt. Ein vernünftiges Verhältnis der Menschen zur Natur und der Menschen zu sich ist nicht gelungen. Eine Menschheit, die wahrhaftig von Natur verschieden und eben darum wieder mit ihr versöhnt wäre, existiert bis heute nicht. Solange als Philosophie nicht ihre Ohnmacht im Verhältnis zur Natur eingesteht, das Eingedenken ihrer Crux – der Natur – verweigert, solange bleibt sie Betrug und wird ihrem Begriff nicht gerecht, mehr als bloße Natur zu sein. Der “weite Gang […], den der Menschengeist durchgemacht haben muß”[29], von dem Aristoteles und Hegel als die notwendige Voraussetzung der Philosophie wußten, ist überhaupt noch gar nicht durchgemacht worden. Es bleibt die praktische Aufgabe zu zeigen, dass, würde wirklich “alles Notwendige und was zur Bequemlichkeit des Verkehr des Lebens gehört vorhanden”[30] sein, auch die Philosophie vom Wiederholungszwang des Betrugs befreit wäre.

Fußnoten

[1] Adorno, Theodor W.: Ästhetische Theorie, in: GS 7, S. 382.

[2] “Materialistisch ist dieses Gebiet die Praxis, dort sind Sein und Sollen aufeinander beziehbar.” Bloch, Ernst: Leipziger Vorlesungen, Bd. 4, Frankfurt am Main 1985, S. 132.

[3] Der Hass aufs Fleisch, schließlich fürs Materielle überhaupt, ist für die Geschichte der Philosophie und des Denkens wesentlich. Er ist sublimiert im grundlegenden philosophischen Dualismus von Idealismus und Materialismus. Seit Paulus war er auch antijüdisch konnotiert, was bis zu Fichte und Hegel hinreichte. “Paulus nahm alle Fehler in der falschen Beziehung zu den fleischlichen Dingen (Texte, Körper, Gegenstände) dieser Welt und gab ihnen – bewusst oder unbewusst- einen ‘jüdischen’ Namen.” Nirenberg, David: Antijudaismus. Eine andere Geschichte des westlichen Denkens, München 2017, S. 70.

[4] Adorno, Theodor W.: Zur Metakritik der Erkenntnistheorie – Studien über Husserl und die phänomenologischen Antinomien, in: GS 5, S. 87.

[5] MEW 40, S. 587.

[6] MEW 3, S. 30.

[7] Bloch, Ernst: Leipziger Vorlesungen, Bd. 1, Frankfurt am Main, 1985, S. 108.

[8] Zitiert nach: Kellermann, Paul: Herbert Spencer, in: Käsler, Dirk (Hg): Klassiker des soziologischen Denkens, München 1976, S.159-200, hier: S. 182 f.

[9] Adorno, Theodor W.: Einleitung in die Soziologie, Frankfurt am Main 2017, S. 219 f.

[10] Hegel gibt das zu: “[D]er Grund setzt eine Bedingung voraus; aber die Bedingung setzt ebensosehr den Grund voraus; das Unbedingte ist ihre Einheit, die Sache an sich, die durch die Vermittlung der bedingenden Beziehung in die Existenz übergeht.” TWA 6, S. 82. Ungebrochen ist hier der Zirkel im begrifflichen Denken mit der Existenz der Erscheinung identifiziert.

[11] N.B. war auch Freges Zuneigung zu dem Antisemitismus der Nationalsozialisten keine Nebensächlichkeit, sondern ein innerhalb seines Denkens möglicher Wahn, weil sein Denken politische Urteile bewusst in eine nicht-vernünftige, demnach ebenso “dritte” Sphäre setzt. Analog dem zum Subjekt-Objekt ontologisierten Gedanken kann das politische Gefühl für Frege zu einem Urteil führen.

[12] Vgl. Sohn-Rethel, Alfred: Der autonome Intellekt, in: ders. Geistige und körperliche Arbeit. Theoretische Schriften 1947-1990, Band I, Freiburg 2018, S. 265A-284A.

[13] Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels, Werke I, Wiesbaden 1960, S. 237.

[14] Nicht nur durch Kants Primat des Naturschönen über das Kunstschöne: “Alles, was durch seine Einengung der Welt auf mathematische Naturwissenschaft Kant Kopfschmerzen bereitete, das hat er dann in der “Kritik der Urteilskraft” untergebracht; dort sind diese verlorenen, heimatlosen Kinder dann eingekehrt.” Bloch, Ernst: Vorlesungen Bd. 4, S. 145.

[15] MEW 21, S. 168.

[16] Sohn-Rethel, Alfred: Geistige und körperliche Arbeit. Theoretische Schriften 1947-1990, Band I, Freiburg 2018, S. 129.

[17] Zitat entnommen aus:  Thomson, George: Die ersten Philosophen, Berlin 1961, S. 236.

[18] Vgl. wie Adorno den Rückfall des bürgerlichen Bewusstseins in irrationale Vorstellungen der Astrologie, der Verbundenheit von der empirischen Sphäre des Alltagslebens mit der allgemeinen Sphäre kosmischer Gesetze aus der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit ableitet:: “There is nothing irrational about astrology except its decisive contention that these two spheres of rational knowledge [Astronomie und Alltagsleben] are interconnected, whereas not the slightest evidence of such an interconnection can be offered. This mystery, however, is not merely “superstition.” It is the negative expression of the organization of work, and, more specifically of the organization of science.” Adorno: The Stars Down to Earth, GS 9.2, S. 113, meine Hervorhebung, lg.

[19] Aristoteles, Zweite Analytik, Erstes Buch, 11. Kapitel, 77a 7f., Übersetzung Eugen Rolfes, Hamburg 1995.

[20] Vgl. zu Aristoteles unbewussten Werttheorie auch die Nikomachische Ethik, Fünftes Buch, Achter Abschnitt; die Politik, Erstes Buch; die Metaphysik, Zehntes Buch (I).

[21] “Arnold Hauser ist zuzustimmen, wenn er sagt, daß der Sinn der materialistischen Geschichtsphilosophie darin besteht, daß die Formen der geistigen Aneignung der Welt von vornherein sich in den durch ökonomische Strukturen vorgezeichneten Bahnen bewegen und sich nicht etwa erst nachher den Verhältnissen anpassen. Das bedeutet aber noch lange nicht, daß zum Beispiel alle Aussagen über Natur immer nur etwas über die jeweilige Gesellschaftsordnung verraten, von der aus gedacht wird, nie oder kaum etwas vom objektiven Naturzusammenhang selber […].” Schmidt, Alfred: Der Begriff der Natur in der Lehre von Marx, Frankfurt am Main 1962, S.106.

[22] Ebd., S.107.

[23] Ausgeführt etwa in: Rotermundt, Rainer: Das Denken John Lockes. Zur Logik bürgerlichen Bewusstseins, Frankfurt am Main, 1976.

[24] “Die soziale Macht, d. h. die vervielfachte Produktionskraft, die durch das in der Teilung der Arbeit bedingte Zusammenwirken der verschiedenen Individuen entsteht, erscheint diesen Individuen, weil das Zusammenwirken selbst nicht freiwillig, sondern naturwüchsig ist, nicht als ihre eigne, vereinte Macht, sondern als eine fremde, außer ihnen stehende Gewalt, von der sie nicht wissen woher und wohin, die sie also nicht mehr beherrschen können, die im Gegenteil nun eine eigentümliche, vom Wollen und Laufen der Menschen unabhängige, ja dies Wollen und Laufen erst dirigierende Reihenfolge von Phasen und Entwicklungsstufen durchläuft.” MEW 3, S. 34.

[25] Vgl. Maul, Thomas: Wert und Wahn (2). Von der Dialektik des Geldes zur antisemitischen Trieb-Ökonomie, Berlin 2017.

[26] Vgl. etwa Grigat, Stephan: Der Marx’sche Fetischbegriff und seine Bedeutung für eine Kritik des Antisemitismus, in: Antenhofer, Christina (Hg.): Fetisch als heuristische Kategorie, Geschichte – Rezeption – Interpretation, Bielefeld 2011, S. 275-292.

[27] Thomson, George: Die ersten Philosophen, Berlin 1961, S. 299.

[28] Bruhn, Joachim: Was deutsch ist. Zur kritischen Theorie der Nation, Freiburg u. Wien 2019, S. 112.

[29] Hegel TWA 5, S. 23.

[30] Aristoteles, Metaphysik Buch I, Kapitel 2, 982 b, nach Hegels Übersetzung in: TWA 5, S. 22.

Siglen

Adorno, Theodor W.: Gesammelte Schriften, Frankfurt am Main: GS.

Hegel, Georg W. F.: Theorie Werkausgabe, Frankfurt am Main: TWA.

Marx-Engels Werke, Ost-Berlin: MEW.